Es ist ein bunter Haufen sich in Szene setzen wollender Personen. Sie nennen sich Bundeskanzler, Gesundheitsminister oder Landeshauptmann. Genderfrei, weil aktuell männlich besetzt. Sie steuern im Moment das Geschehen im Land. Sie stellen sich vor die Kamera und tun das, was ein Politiker tun will. Phrasen dreschen. Es geht oft um reine Selbstvermarktung. In einer Krise, wie wir sie heute erleben, nicht unbedingt die beste Strategie zum Wohle der Gemeinschaft. Politiker orientieren sich leider immer von außen nach innen. Oft weit weg vom persönlichen “Ich”. Denn in der Politik geht es um die Verpackung. Stimmenmaximierung, Wiederwahl, Machterhaltung, Gier und Egoismus. Alles andere als authentisches personal-branding*.
Innere Werte vs. Umfragewerte.
Personenmarken übermitteln Inhalte (Wissen) und Werte, die Menschen dabei helfen sollen, neu zu denken oder Themen neu zu verstehen. Sie stehen für etwas und setzen sich dafür ein. Das können Unternehmer*innen, Künstler*innen, Sportler*innen aber auch Bürger*innen sein, die aus der eigenen Überzeugung heraus handeln. Ihnen geht es um die Sache.
Um als Personenmarke wahrgenommen zu werden braucht es Zeit. Eine Personenmarke ist oft das Ergebnis von konsequentem Handeln, das Vermitteln einer Werte- und Wissensbotschaft und das Ergebnis von geschicktem personal-branding*. Aber nicht nur. Es geht auch um die inneren Ansichten. Eine Personenmarke hat ihren Ursprung im Innersten. Persönlichkeit, Charakter, Gefühle … Voraussetzung für eine Personenmarke sind also auch Kenntnisse über sich selbst. Der eigene Kern trägt die Marke. Also von innen nach außen.
Die starke Personenmarke.
Was zeichnet eine starke Personenmarke aus? An erster Stelle steht eine klare Botschaft, die Ideen und Werte vermittelt, gefolgt von qualitativ relevanten Inhalten, die andere Menschen inspirieren. Garniert wird das ganze mit einem individuellen Stil und einer einzigartigen und eindeutigen Positionierung. Kommen dann noch spannende, extrovertierte, polarisierende und sichere Auftritte in diversen Medien dazu, kann diese Personenmarke an Sichtbarkeit, Bekanntheit, Vertrauen und vor allem an Wert gewinnen.
Zurück zur Politik. Heute wissen wir, dass Inhalte kaum Wahlen entscheiden. Es sind die handelnden Personen. Jene, die es schaffen, die richtigen Themen zu besetzen, haben die Nase vorn. Egal, ob man dazu was zu sagen hat oder sagen kann. Da passiert schon, dass ein Blinder, dem Volk das Sehen erklären möchte. Anders ist es nicht zu erklären, dass der Tiroler LH Günther Platter nach dem Ischgl-Debakel bei einer PK stolz erklärt, wie man eine Pandemie bekämpft.
Politik ist schlechte Schauspielkunst.
Die aktuelle Politik ist aus der Sicht des personal-branding* ganz schlechte Schauspielkunst. Es sind tägliche Skripted Realitys mit einstudierten Phrasen. Wo es geht, wird Senf aufgetragen. Der amtierende BK Alexander Schallenberg ist das perfekte Beispiel dafür. Kaum ein anderer reiht auswendig gelernte Worthülsen aneinander, ohne dabei Luft holen zu müssen. Er prangert das Chaos an, versteckt aber gekonnt, dass auch er eigentlich die Ursache dafür ist. Politik hat längst keine eigenen Inhalte und Werte mehr. Die einzigen Werte, nach denen sich die Politik trachtet, sind Sympathiewerte und Vertrauenswerte, die sie mit allen Mitteln versucht zu erhöhen. Man dreht sich und man wendet sich, je nachdem in welche Richtung der Wind dreht. Bis man vielleicht selbst verblasen wird. Man ist mit sich selbst so sehr beschäftigt, dass man die eigentlichen Aufgaben nicht erfüllen kann (will).
Jüngstes Beispiel ist der Sager des Gesundheitsministers in der ZiB 2 Österreich sei “Impf-Europameister”. Einer von vielen Spins, um vom eigenen Versagen abzulenken. Eine gängige Praktik. “Sag nicht, was du glaubst, sag nur, was die anderen hören wollen.”
Lichtblicke sind Ausnahmen.
Früher war alles besser. Vielleicht. Früher gab es für die Politik keine Möglichkeit, sich zur eigenen Selbstvermarktung so vieler Medien zu bedienen. Social Media hat da einiges dazu beigetragen. Da wird gerne über Sneakers diskutiert. Und es wird getarnt und getäuscht. Und die meisten können sich in der Früh immer noch in den Spiegel schauen.
Es gibt aber auch heute noch Beispiele, dass Old-School-Politik möglich ist. Wien Bürgermeister Michael Ludwig ist eines davon. Transparente und offene Kommunikation, eine klare Strategie, ein bürgernahes Auftreten und nach wie vor soziale Grundwerte zeichnen ihn aus. Er ist aus der Sicht des personal-branding* der einzige Lichtblick im Möchtegern Wirrwarr. Baut sich hier womöglich die Marke Anti-Kurz-Bundeskanzler auf?
#impulsetogo